Bericht aus dem Schulleben

50 Jahre Abitur

1968 – 50 Jahre Abitur – 2018

Es ist kaum zu glauben, vor 50 Jahren haben wir unser Abitur an der Elly-Heuss-Schule gemacht, 18 Mädchen, Klasse 13b, begleitet von unserer Klassenlehrerin Frau Dr.Martin. Wir bekamen unsere Zeugnisse von Frau Peuker, feierten ein lang vorbereitetes Abi-Abschlussfest mit selbstgedichteten Liedern und Texten, Kopien und sogar eine Audiokassette davon existieren noch…. Und dann löste sich alles so langsam auf, alle schwärmten in die verschiedensten Himmelsrichtungen aus und als Klasse trafen wir uns erst nach 10 Jahren wieder.  Natürlich gab es Kontakte zwischendurch, manche studierten zusammen, aber es gab noch keine Handys oder gar Computer, kaum jemand hatte Telefon, schon ein bisschen anders als heute.
Und dann war eine große Pause.
Als der 30. Jahrestag 1998 näher rückte, setzten sich vier von uns in Verbindung und begannen Namen und Adressen der ehemaligen Klassenkameradinnen zu suchen, über alte Adressen, Eltern, Internet gab’s jetzt auch schon, >Frauen ändern mit der Heirat ja oft den Namen – wir fanden immerhin 15 Frauen wieder.  Und so feierten wir im Juni 1998 das erste Klassentreffen – natürlich in Wiesbaden.  Seitdem treffen wir uns jedes Jahr im Sommer, gehen zusammen essen, reden über früher und heute, zeigen Fotos – inzwischen meist die der Enkel – und sind vertraut miteinander, wir kennen uns ja so lange. Natürlich kamen nicht alle jedes Mal, einige wohnen im Ausland oder weit weg von hier, drei leben nicht mehr. Es haben sich inzwischen auch Frauen aus ehemaligen Parallelklassen angeschlossen oder Frauen, die früher in unserer Klasse waren und den Schulzweig gewechselt haben oder ein Jahr später ihr Abitur gemacht hatten.
Zum 50.Jubiläums-Abitreffen jetzt im Juni 2018 sind wir vormittags mit dem Schiff zum Schiersteiner Hafen gefahren, nach einer kleinen Einkehr mit alten Fotos und vielen Gesprächen, einem Spaziergang am Rhein entlang bei wunderschönem Sommerwetter klang der Abend beim Essen und leckerem Wein am Biebricher Schloss aus.  Nächstes Jahr im Sommer werden wir uns wiedersehen.
Ein bisschen über meine/unsere Schulzeit an der Elly-Heuss-Schule will ich auch noch schreiben: Meine Familie zog 1961 aus Berlin nach Wiesbaden und nach den Sommerferien wurden meine Schwester Monika und ich – Hannelore – in die Elly-Heuss-Schule eingeschult. Ich kam in die sechste Klasse zu Frl. Dr. Oster. Damals begann das Schuljahr noch nach Ostern. In einer Mädchenklasse zu sein, daran musste ich mich erst gewöhnen, in Berlin war ich noch in die sechstklassige Grundschule gegangen.

In der siebten Klasse wählte ich dann Französisch, wir bekamen einen neuen Klassenlehrer, Dr. Matern, schon älter, streng. Er hatte wohl zum ersten Mal eine Mädchenklasse, wir waren schon recht pubertär, er gab uns gerne Ende des Schuljahrs ab. Frau May, unsere neue Klassenlehrerin, kam besser mit uns zurecht. Für eine Klassenweihnachtsfeier schrieb jede ein Gedicht über eine Mitschülerin, die habe ich alle noch, beim Klassentreffen haben wir schon viel darüber gelacht. In der zehnten Klasse bekamen wir einen jungen Lehrer, Herrn Scholl. Als mein Vater plötzlich starb, hat er mir einen einfühlsamen Brief geschrieben, den ich oft gelesen habe und der mir Trost bereitet hat. Ich hab ihn heute noch und als ich selber später Lehrerin geworden bin, habe ich mich daran erinnert und wenn der Vater oder die Mutter eines Schülers  gestorben ist, habe ich ebenfalls versucht mit einem Brief Trost zu spenden.

Früher gab es Schulzweige an der Elly-Heuss-Schule, nicht Kurse wie heute. Ich wählte den sprachlichen Zweig, jetzt gab’s auch andere Mitschülerinnen. Frau Dr. Martin wurde unsere Klassenlehrerin in der Oberstufe.

In meinem elften und zwölften Schuljahr gab es in Deutschland Kurzschuljahre, das heißt, das elfte Schuljahr ging von Ostern bis November, das zwölfte dann von November bis zum Juli des folgenden Jahres. So war der Schuljahresbeginn von da an immer nach den Sommerferien.
Unsere Abschlussfahrt ging nach Paris, 18 Mädchen, Frau Dr. Martin und Frau Wegeleben, unsere Französischlehrerin,  mit einem kleinen roten Bus.

Und schließlich, im Sommer 1968 , war unsere Schulzeit zu Ende. Ich hatte, weil ich bei den Abiprüfungen gute Noten in Französisch erreicht hatte, beschlossen Lehrerin für Kunsterziehung und Französisch zu werden. Ein Lehrerstudium wurde damals propagiert, es gab mal gerade wieder nicht genug Lehrer, und viele Mitabiturientinnen haben das deshalb auch gewählt. Was waren wir damals so naiv und unbedarft! Die Berufswahl, die ja eine wichtige Lebensentscheidung ist, einfach so zu treffen, weil dafür geworben wurde. Eine Berufsberatung, wie es sie heute gibt, hatten wir nicht. Ich wusste damals weder, was das Unterrichten überhaupt als tägliche Arbeit bedeutet, welche Fähigkeiten man dafür braucht noch was man mal verdient. Ich bin immer gerne in die Schule gegangen und konnte mir damals nicht vorstellen, dass die Hauptarbeit ist, Kinder für das Lernen zu interessieren und wie viel Kraft das kostet.

Nach dem Studium in Gießen und einem Lehrassistentenjahr in Frankreich machte ich mein Referendariat bei der Aartalschule Aarbergen im Untertaunus, früher Gesamtschule Aarbergen-Michelbach, dort war ich 39  Jahre, eine arbeitsreiche, schöne, interessante Zeit, seit sechs Jahren genieße ich meinen Ruhestand.

Mit der Elly-Heuss-Schule verbindet mich noch mehr, so hat meine Schwiegermutter dort 1944 Abitur gemacht und die Lebenspartnerin meines Sohnes arbeitet jetzt dort als Lehrerin.

Im Jubiläumsband 75 Jahre Elly-Heuss-Schule (1982) stehen alle Abiturientinnen unseres Jahrgangs.
17.7.2018  Hannelore Schneider geb. Memmler

 

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